Eröffnungskonzert
-Wahlverwandtschaften-

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 Alle Texte der Lieder:

Camille Saint-Saëns (1835-1921)
Violons dans le soir

(Comtesse de Noailles)


Quand le soir est venu, que tout est calme en fin
Dans la chaude nature,
Voici que naît sous l’arbre et sous le ciel divin
La plus vive torture.
Sur les graviers d’argent, dans les bois apaisés,
Des violons s’exaltent.
Ce sont des jets de cris, de sanglots, de baisers,
Sans contrainte et sans halte.
Il semble que l’archet se cabre, qu’il se tord
Sur les luisantes cordes,
Tant ce sont des appels de plaisir et de mort
Et de miséricorde.
Et le brûlant archet enroulé de langueur
Gémit, souffre, caresse,
Poignard voluptueux qui pénètre le cœur
D’une épuisante ivresse.
Archets, soyez maudits pour vos brûlants accords,
Pour votre âme explosive,
Fers rouges qui dans l’ombre arrachez à nos corps
Des lambeaux de chair vive!

Violinen am Abend

Wenn der Abend gekommen und endlich alles ruhig ist

in der warmen Natur,

da beginnt unter dem Baum und dem göttlichen Himmel

die grausamste Qual.

Auf silbrigem Kies, in friedlich ruhenden Wäldern

jauchzen Violinen auf –

eine Flut von Schreien, Seufzern und Küssen,

ungehemmt und ohne Unterlass.

Der Bogen scheint sich zu bäumen, zu krümmen

über den gleißenden Saiten –

so heftig sind die Schreie der Lust und des Todes

und des Erbarmens.

Und der brennende Bogen, von Wehmut umschlungen,

seufzt, leidet, liebkost,

ein wollüstiger Dolch, der ins Herz dringt

mit erschöpfender Trunkenheit.

Bögen, seid verflucht mit euren brennenden Akkorden,

mit eurer explosiven Seele,

rotglühende Eisen, die ihr im Schatten unseren Körpern

Fetzen lebenden Fleisches entreißt!

Dora Pejačević
Verwandlung
(Karl Kraus)

 

Stimme im Herbst, verzichtend über dem Grab

auf deine Welt, du blasse Schwester des Monds,

süße Verlobte des klagenden Windes,

schwebend unter fliehenden Sternen —

raffte der Ruf des Geists dich empor zu dir selbst?

nahm ein Wüstensturm dich in dein Leben zurück?

Siehe, so führt ein erstes Menschenpaar

wieder ein Gott auf die heilige Insel!

Heute ist Frühling. Zitternder Bote des Glücks,

kam durch den Winter der Welt der goldene Falter.

Oh knieet, segnet, hört, wie die Erde schweigt.

Sie allein weiß um Opfer und Thräne.

Albert Roussell (1869-1913)

Deux poèmes de Ronsard op. 26 (Pierre de Ronsard)

Rossignol, mon mignon

Rossignol mon mignon, qui dans cette saulaie
Vas seul de branche en branche à ton gré voletant,
Degoisant à l’envie de moi qui vais chantant

Celle qui faut toujours que dans la bouche j’aie.
Nous soupirons tous deux; ta douce voix s’essaie
Qui m’a fait dans le coeur une si aigre plaie.

Toutefois, Rossignol nous différons d’un point
C’est que tu es aimé, et je ne le suis point,
Bien que tous deux ayons les Musiques pareilles:

Car tu fléchis t’amie au doux bruit de tes sons,
Mais la mienne qui prend à dépit mes chansons
Pour ne les écouter se bouche les oreilles.

 

Ciel, air et vent

Ciel, air et vents, plains et monts découverts,
Tertres vineux et forêts verdoyantes,
Rivages tors et sources ondoyantes,
Taillis rasés et vous, bocages verts,

Antres moussus à demi-front ouverts,
Prés, boutons, fleurs et herbes rousoyantes,
Coteaux vineux et plages blondoyantes,
Et vous rochers, écoliers de mes vers!

Puisqu’au partir, rongé de soin et d’ire,
A ce bel œil adieu je n’ai su dire,
Qui près et loin me détient en émoi,

Je vous suppli‘, ciel, air, vents, monts et plaines,
Taillis, forêts, rivages et fontaines
Antres, prés, fleurs, dites-le-lui pour moi.

Joseph Marx (1882 – 1964)

Durch Einsamkeiten (Anton Wildgans)

Durch Einsamkeiten,
Durch waldwild Geheg,
Über nebelnde Weiten
Wandert mein Weg.

Fern über dem Berge
An ruhsamer Flut
Harrt meiner ein Ferge,
Der rudert mich gut.

An ein stilles Geländ‘,
Ewig gemieden
Und ewig ersehnt:
Zum Frieden…

Saint-Saëns, Camille (ebenso André Caplet)

Une flûte invisible (Victor Hugo)

Viens! Une flûte invisible
Soupire dans les vergers.
La chanson la plus paisible
est la chanson des bergers.

Le vent ride, sous l’yeuse,
le sombre miroir des eaux.
la chanson la plus joyeuse
est la chanson des oiseaux.

Que nul soin ne te tourmente.
Aimons-nous! Aimons toujours!
La chanson la plus charmante
est la chanson des amours.

Komm! Eine unsichtbare Flöte seufzt in den Gärten.
Das friedlichste Lied
ist das Lied der Hirten.

Der Wind kräuselt sich unter der Eiche,
dem düsteren Spiegel der Wasser.
Das fröhlichste Lied
ist das Lied der Vögel.

Keine Sorge soll dich quälen.
Lieben wir uns! Lieben wir uns
immer!
Das betörendste Lied
ist das Lied der Liebenden.

Caplet „Ecoute, mon cœur“
Rabindranath Tagore (1861 – 1941)

Écoute, mon cœur;
dans cette flûte chante la musique
du parfum des fleurs sauvages,
des feuilles étincelantes
et de l’eau qui brille;
La musique d’ombres sonores,
d’un bruit d’ailes et d’abeilles.

La flûte a ravi son sourire
des lèvres de mon ami
et le répand sur ma vie.

Hör zu, mein Herz,
in seiner Flöte ist die Musik
vom Duft wilder Blumen,
der glänzenden Blätter
und glänzendes Wasser,
von Schatten resonant
mit Bienenflügeln.

Die Flöte stiehlt sein Lächeln
von den Lippen meines Freundes
und breitet es über mein Leben aus.

Dora Pejačević (1885-1923)

3 Lieder op. 53 (Friedrich Nietzsche)

  • Venedig
  • Vereinsamt
  • Der Einsamste

Venedig

An der Brücke stand
jüngst ich in brauner Nacht.
Fernher kam Gesang:
goldener Tropfen quoll′ s
über die zitternde Fläche weg.
Gondeln, Lichter, Musik –
trunken schwamm′ s in die Dämmerung hinaus…
Meine Seele, ein Saitenspiel,
sang sich, unsichtbar berührt,
heimlich ein Gondellied dazu,
zitternd von bunter Seligkeit.
– Hörte Jemand ihr zu?…

Vereinsamt

Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt;
Bald wird es schnei’n
Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt entfloh’n?

Die Welt, ein Thor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kälter’n Himmeln sucht.

Flieg’, Vogel, schnarr’
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton!
Versteck’, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt :
Bald wird es schnei’n,
Weh dem, der keine Heimat hat.

 

Der Einsamste

Nun, da der Tag
des Tages müde ward, und aller Sehnsucht Bäche
von neuem Trost plätschern,
auch alle Himmel, aufgehängt in Gold-Spinnnetzen,
zu jedem Müden sprechen: „Ruhe nun!“ –
Was ruhst du nicht, du dunkles Herz,
was stachelt dich zu fußwunder Flucht…
Wes harrest du?

Dora Pejačević (1885-1923)

Liebeslied (Rainer Maria Rilke)

Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkeln unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

Jules Massenet ( 1842-1912)

Élegie (Louis Gallet)

 

Ô, doux printemps d’autre fois, vertes saisons,
Vous avez fui pour toujours!
Je ne vois plus le ciel bleu;
Je n’entends plus les chants joyeux des oiseaux!
En emportant mon bonheur, mon bonheur…
Ô bien-amé, tu t’en es allé!
Et c’est en vain que le printemps revient!
Oui, sans retour,
avec toi, le gai soleil,
Les jours riants sont partis!
Comme en mon coeur tout est sombre et glacé!
Tout est flétri
pour toujours.

 

Elegie

Oh süßer Frühling von einst, grüne Jahreszeiten,
Ihr seid geflohen für immer!
Ich sehe den blauen Himmel nicht mehr,
Höre nicht mehr den schönen Vogelgesang!
Du hast mich verlassen, Geliebte,
Und mit dir mein Glück!
Und umsonst kehrt der Frühling wieder.
Ja, unwiederbringlich.
Mit dir sind die Sonne
Und die glücklichen Tage verschwunden!
In meinem Herzen ist es düster und kalt!
Alles ist welk!
Für immer!

Pauline Viardot Garcia (1821-1910)

Die Sterne (Friedrich Martin von Bodenstedt)

Ich starrte und stand unbeweglich,
den Blick zu den Sternen gewandt,
und da zwischen mir und den Sternen
sich wob ein vertrauliches Band.

Ich dachte… weiss nicht was ich dachte…
Fern klang’s wie ein seliger Chor,
leis bebten die goldenen Sterne,
nun lieb‘ ich sie mehr als zu vor!